#6 Die Erforschung der Beleidigung

#6 Die Erforschung der Beleidigung

Kann man Diskriminierungen und Beleidigungen voneinander trennen?

In dieser Folge geht es um eine besondere Form der menschlichen Kommunikation. Eine, die in der wissenschaftlichen Analyse häufig dezent ausgeblendet wird. Die Beleidigungen und Beschimpfungen mit denen der homo narrans sich gegenseitig überzieht.

Unser Gast ist die Ethnologin Rachel Etse, die zur Beleidigungskultur im deutschen Männerfußball geforscht hat und das Thema jetzt in ihrer Promotion an der JGU Mainz vertieft.

Rachel Etse ist außerdem als Coach in der rassismuskritischen Bildungsarbeit für Unternehmen und Organisationen tätig.

Host: Sven-Daniel Gettys

INHALTE

  • Welche Formen von Beleidigungen eigentlich in der Wissenschaft unterschieden werden?
  • Wie definiert unser Gesetzbuch den Straftatbestand der Beleidigung?
  • Welche historischen und kulturellen Dimension gibt es bei diesem Thema?
  • Kann man Diskriminierungen und Beleidigungen voneinander trennen?

ZU GAST:

Rachel Etse, Ethnologin, Speakerin, Rassismuskritische Trainerin

00:00:00 – INTRO

Was euch erwartet

KAPITEL:

00:02:04 – DISCLAIMER: Keine Reproduktion diskriminierender Sprache

00:03:20 – VORSTELLUNG RACHE ETSE

00:05:27 – MOTIVATION FÜR BELEIDIGUNGSFORSCHUNG

Persönliche Motivation

Rassistische Beleidigungen im Fußball

Die Rolle des Dokumentarfilms »Schwarzer Adler«

Die eigene Positionalität

Was sind eigentlich »Beleidigungen«?

00:07:42 – KATEGORIEN VON BELEIDIGUNG

Was für eine kommunikative Form sind Beleidigungen?

Welche wissenschaftliche Kategorien gibt es?

Schaut man eher auf Täter*innen oder Betroffene

Ethnologische Perspektive

00:08:58 – DAS ZITAT

»Wir haben nicht die Macht zu erhöhen. Wir haben nur die Macht zu erniedrigen. Deshalb ist auch das Erniedrigen der einzige Aufstieg« Simone Weil

Das Motiv des Jüngsten Gerichts

Beziehungsaspekte (in Bezug auf andere Personen)

00:11:46 – DIE WISSENSCHAFTLICHE PERSPEKTIVE

Juristisch, Linguistisch, Soziologisch, Psychologisch

Beleidigungen sind Formen der sozialen Interaktion

Jemanden verletzen, kränken, herabwürdigen

Form der sprachlichen Gewalt 

Exkurs: Historische Dimension: Norbert Elias: Über den Prozess der Zivilisation

Überall wird beleidigt aber Wahrnehmung auch gekoppelt an sprachliche und soziale Normen

Settings

Element des Sports/Wettkampfs seit der Antike

John Austins Sprechakttheorie: Sprache ist Handlung

00:20:20 – DIE JURISTISCHE DIMENSION VON BELEIDIGUNGEN

Was sagt das Gesetzbuch: §185 StGB und die Folgen

Primärer Blick auf Perspektive der Täter*innen

Beleidigungen = „Ehrdelikte«!

00:24:50 – WELCHE FORMEN GIBT ES? 

  • Skatologische Beleidigungen
  • Zoomorphe Beleidigungen (Tiervergleiche)
  • Verhaltensweise
  • Genealogische Beleidigungen
  • Diskriminierende Beleidigungen
      • Rassistische 
      • Somatische/Ableistische
      • Sexitistische
      • Homophobie

Vor allem diskriminierende Beleidigungen sind strafbar

Pejorative vs. Precidicual (Vorurteil)

Kulturell sensible Thematiken

00:33:12 – GIBT ES KULTURELLE UNTERSCHIEDE? 

00:38:33 – ZUSAMMENFASSUNG

00:39:53 – UNSERE LIEBLINGSBELEIDIGUNGEN

VORGESTELLTE TEXTE UND WEITERFÜHRENDE LITERATUR

  • Austin, John L.: Zur Theorie der Sprechakte, Stuttgart 1972.
  • Elias, Norbert: Über den Prozess der Zivilisation, 2 Bde., Frankfurt 1997.
  • Frank, Annika: Die Beleidigung. Diskurse um Ehre, Respekt und Integrität im Kontinuum zwischen Alltag und Recht, Berlin 2023.
  • Graumann, Carl F. / M. Wintermantel: „Diskriminierende Sprechakte. Ein funktionaler Ansatz”. In: Steffen K. Hermann, Sybille Krämer, Hannes Kuch. Verletzende Worte: Die Grammatik sprachlicher Missachtung. Bielefeld 2015.
  • Green, Georgia M., 2008: “Some interactions of pragmatics and grammar”. Laurence R. Horn, Gregory Ward (Eds.): The handbook of pragmatics. Malden, Mass.: Blackwell (Blackwell handbooks in linguistics, 16), 407–427.
  • Havryliv, Oksana (2017): „Verbale Aggression: Das Spektrum der Funktionen“. Linguistik Online 82 (3), S. 27-48.
  • Havryliv, Oksana (2018): Skatologismen in aggressiven Sprechakten. In: Zagreber german. eiträge (ZGB) 27, S. 27–45.
  • Hoffmann, Ludger; Frank, Annika (2022): Zur Pragmatik rassistischer Beleidigungen. In: C. Hohenstein / A. Hornung (Hg.): Sprache und Sprachen in Institutionen und mehrsprachigen Gesellschaften. Jochen Rehbein zum 80. Geburtstag. Münster: Waxmann 2022.
  • Nunberg, Geoffrey: Slurs aren’t special. Berkley, California 2013:
  • Schopenhauer, Arthur: Die Kunst zu beleidigen.
  • Technau, Björn: Beleidigungswörter. Die Semantik und Pragmatik pejorativer Personenbezeichnungen, Berlin 2018.

CREDITS & DANKSAGUNG

#5 Music to Remember (Gastfolge)

#5 Music to Remember

Die narrative Wirkung von Musik

Wir begrüßen euch zur Gastfolge des Podcasts „Wissenschaft im Gespräch«. Dies ist die Pilotfolge, die im Zuge einer Summer School zu Wissenschaftskommunikation entstanden ist. Lisa Schön erzählt von der interdisziplinären Forschung an der Universität Jena zu der Wirkung, die individuelle Lieblingsmusik auf Menschen mit Demenz hat. Wir diskutieren unter anderem diese Fragen:

  • Warum spielt Lieblingsmusik eine besondere Rolle für Menschen mit Demenz?
  • Mit welchen Methoden gehen die Wissenschaftler*innen vor?
  • Wie können Emotionen gemessen werden?
  • Und welche Folgerungen können für den Umgang mit Menschen mit Demenz geschlossen werden?

Zu Gast:
Lisa Schön, Musikwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Musikpsychologie

Moderator:
Tobias Dieselhorst, Physiker und Saxophonist

00:22 – INTRO

02:38 – MUSIK UND DEMENZ IN DER FORSCHUNG – DIE ANFÄNGE
Film „Alive Inside“: https://www.youtube.com/watch?v=x9IHUPamCB4
Studie zum Langzeitmusikgedächtnis bei Alzheimerdemenz:
Jörn-Henrik Jacobsen et al., „Why musical memory can be preserved in advanced Alzheimer’s disease“, in: Brain 138/8 (2015), S. 2438–2450.

04:25 – DAS JENAER FORSCHUNGSPROJEKT
Studienprotokoll zum Projekt „Individualisierte Musik für Menschen mit Demenz im Pflegeheim“:
Lisette Weise et al., „Study protocol: individualized music for people with dementia – improvement of quality of life and social participation for people with dementia in institutional care“, in: BMC Geriatrics 18/313 (2018), S. 1–8, DOI: 10.1186/s12877-018-1000-3.

07:39 – VOLKSLIEDER IN KINDHEIT UND JUGEND

10:44 – ERINNERUNGEN UND EMOTIONEN
Studie zum autobiografischen Gedächtnis:
Martin A. Conway und Helen L. Williams, „Autobiographical memory“, in: Cognitive Psychology of Memory 2 (2008), S. 893–909.

13:57 – KANN MAN EMOTIONEN MESSEN?
Studie zum Gänsehaut-Effekt:
Jaak Panksepp, „The Emotional Sources of ‚Chills‘ Induced by Music“, Music Perception 13/2 (1995), S. 171-207.

17:37 – REAKTIONSTYPEN VON MENSCHEN MIT DEMENZ AUF MUSIK
Nils F. Töpfer und Lisa Schön et al., „Sounds of Difference: A Typology of Reactions of People with Dementia to Individualized Music in the Presence of a Monitoring Person”, in: The Gerontologist 64/6 (2024). DOI: 10.1093/geront/gnad171.

27:52 – OUTRO
Kontaktadresse für pflegende Angehörige: https://www.uni-jena.de/246972/ein-offenes-ohr-fuer-pflegende-angehoerige

Mehr zum Studienprojekt in Jena:
Website: www.musik-demenz.de
Instagram: @musikunddemenz

Credits und Danksagung:

Kamera & Technik: Sven-Daniel Gettys
Workshop: Sven-Daniel Gettys & Michael Kriegel
Grafikdesign Homo Narrans: Studio Konter

Dank an das Team der Studienstiftung des Deutschen Volkes und alle Stipendiat*innen, die an dem Workshop teilgenommen haben.